WerkBerufsorientierung Coaching im Projekt Werkstattjahr NRW

1.  Durchführung der Maßnahme 1.1 Maßnahmeverlauf Phase 1: Einstieg in die Maßnahme und ein erstes Kennenlernen Nihat B. ist 18 Jahre alt, hat die Schule ohne Abschluss verlassen und wird als einer der ersten Teilnehmenden dem Werkstattjahr der neuen Förderphase 2022-2025 zugewiesen. Nach Einschätzung der zuständigen IFK verfügt Nihat zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht über die […]

1.  Durchführung der Maßnahme

1.1 Maßnahmeverlauf

Phase 1: Einstieg in die Maßnahme und ein erstes Kennenlernen

Nihat B. ist 18 Jahre alt, hat die Schule ohne Abschluss verlassen und wird als einer der ersten Teilnehmenden dem Werkstattjahr der neuen Förderphase 2022-2025 zugewiesen. Nach Einschätzung der zuständigen IFK verfügt Nihat zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht über die erforderliche Berufseignung, die ihn für Standardelemente der Berufsvorbereitung qualifizieren, erweckt jedoch den Eindruck grundsätzlicher Lernbereitschaft. Im Erstgespräch stellt die sozialpädagogische Fachkraft des Maßnahmeträgers sich und das Werkstattjahr vor und geht dabei ausführlich auf Sinnhaftigkeit, Inhalte, Ablauf und Verantwortlichkeiten ein. Um ihrerseits einen ersten Eindruck von Nihat zu erhalten, bittet sie ihn über seinen Werdegang, sein soziales Umfeld, seine formalen, aber auch informellen Qualifikationen und Interessen zu erzählen, so dass in der Folge Nihats persönlicher Weg durch das Werkstattjahr sowie eine erste Förderplanung skizziert werden können: 

12-Monats-Ziele:        a) Berufliche Erprobung und Qualifizierung im Bereich „Logistik“

  • Erwerb des Hauptschulabschlusses 
  • Anschlussperspektive: Übergang in Ausbildung zum „Fachlagerist“.

Neben der beidseitig unterzeichneten Förderplanung erhält Nihat einen Teilnehmervertrag, ein Berichtsheft (tägliche Führung, wöchentliche Auswertung), sowie seine persönliche „Werkstattjahr-Card“ – ein Förderinstrument, mit dem Nihats Fortschritte wöchentlich dokumentiert werden und in die Beurteilung der Leistungsprämie einfließen. 

Die ersten vier Wochen der Maßnahme lernen sich Nihat und die anderen Teilnehmenden untereinander kennen und bauen eine Beziehung zu den sie durch das Jahr begleitenden Fachkräften auf. Die „Kennenlern-Phase“ steht dabei ganz im Zeichen gruppenaktiven Erlebens: Ein tägliches Gruppenfrühstück bietet Raum für ein stressfreies Ankommen und gemeinsamen Austausch, freizeitpädagogische Angebote in der näheren Umgebung ermöglichen neue Erfahrungen und Lern-Auszeiten, so dass neue Energie für ein erstes niedrigschwelliges Kennenlernen der Ausbildungswelten gesammelt werden kann. Die Praxisräume des Trägers werden ausführlich inspiziert und die Teilnehmenden erhalten einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Gewerke, ihrer betriebsinternen Abläufe und Beschäftigungsmöglichkeiten. 

Phase 2: Feststellung der individuellen Kompetenzen und berufliche Orientierung

Anfang Oktober beginnt das zweiwöchige Kompetenzfeststellungsverfahren, das subjekt- und anwendungsorientierte Testverfahren sowohl in Einzelinterviews als auch im Gruppensetting beinhaltet. Da Nihat bereits einen Berufswahlpass besitzt, stellt dieser die Grundlage für die darauf aufbauenden Testungen im Rahmen des Werkstattjahres dar und gibt Einblick in Nihats Kompetenzprofil. Sowohl einzelne gruppenbezogene, auf sozialkommunikative Merkmale fokussierende Testungen als auch individuelle Arbeitsaufträge in den Werkstätten, die er von seinem Anleiter erhält, bestätigen seine rasche Auffassungsgabe und positive Arbeitseinstellung. Zudem zeigt sich, dass Nihat über eine gute körperliche Konstitution verfügt, was für sein angestrebtes Ausbildungsfeld von Vorteil ist. Nihats Schnelligkeit birgt jedoch gleichzeitig auch einen Stolperstein: mangelnde Sorgfalt sowie beizeiten ein auffallendes Fehlen notwendiger Konzentrationsfähigkeit im Hinblick auf sein Handeln. Dies zeigt sich nicht nur in den praktischen feinmotorisch-koordinatorischen Geschicklichkeitsmerkmalen, sondern auch in den schriftlichen sachanalytischen Tests, die eine recht hohe Fehlerfrequenz aufzeigen; im Zuge der gemeinsamen Reflexion der Ergebnisse im Rahmen des abschließenden Einzelgespräches wird deutlich, dass diese von Nihat nur halbherzig gelesen und die Aufgabenstellung nicht klar herausgearbeitet werden konnte. Nach wiederholtem Lesen jedoch gelingt es Nihat sehr wohl, die Aufgabe korrekt zu erfüllen. All diese Erkenntnisse unterstützen Nihat in der Folge, ein Gesamtbild seiner Fähigkeiten, bereits stark aufgeprägten Kompetenzen und potentiellen Ressourcen sowie seiner persönlichen Stolpersteine zu zeichnen, auf seine beruflichen Zukunftsvorstellungen insgesamt, die Erfordernisse des gewählten Ausbildungsberufs zu übertragen und diese wiederum mit den Anforderungen des allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes abzugleichen. Neben intensiven Einzelgesprächen mit der sozialpädagogischen Fachkraft besucht er hierzu die Unterrichtseinheiten zur Berufsorientierung, die die Teilnehmenden in die (regionale) Ausbildungslandschaft sowie aktuelle berufsfeldübergreifende Standards und Anforderungen einführt aber auch grundlegende ausbildungsrelevante Fragen zu Sozialversicherung, Tarifsystemen, Rechten und Pflichten in Ausbildungsverhältnissen etc. thematisiert.   

Phase 3: Qualifizierung durch fachtheoretische sowie fachpraktische Kenntnisvermittlung und Sozialpädagogische Begleitung 

Nach zwei Monaten intensiver Einfindung, umfassender Bestandsaufnahme und reflexiver Orientierung liegt Nihats Förderplanung mit den entsprechenden Förderbausteinen und einzelnen Handlungsschritten zur Zielerreichung für die kommenden 10 Monate detailliert vor: 

Fachpraxis (20 WS): An drei Tagen in der Woche wird Nihat entlang der fachpraktischen Inhalte und Fertigkeiten des Ausbildungsberufes „Fachlagerist“ und den berufstypischen Bedingungen der Logistikbranche in den Werkstätten des Trägers qualifiziert, seine individuellen Fähigkeiten und Vorkenntnisse aufgegriffen, gefördert und gewinnbringend eingesetzt. Mit Unterstützung seines Anleiters lernt Nihat, verschiedene Waren anzunehmen, korrekt einzulagern, Lieferungen für einen Versand zusammenstellen und Güter weiterzuleiten. Dank seines guten räumlichen Vorstellungsvermögens fällt es ihm leicht, sich in den Lagerräumen zurechtzufinden und zu organisieren. Bevor Nihat den Flurförderschein erwerben kann, erfordern seine Aufträge vornehmlich Handarbeit, teilweise unter erschwerten Bedingungen (schweres

Heben und Tragen); auch hier zahlt sich seine gute Konstitution aus. Trotz arbeitsplatznahem

„realem“ Ausbildungssetting bieten die Werkstätten dennoch einen weitgehend „geschützten“ Rahmen, in dem sich die Teilnehmenden erstmalig erproben und „gefahrlos“ an ihren persönlichen Herausforderungen arbeiten können. Davon profitiert auch Nihat: da ein elementarer Teil seiner Tätigkeit darin besteht, die Warengüter nicht nur einzulagern sondern auf Vollständigkeit und Unversehrtheit zu überprüfen, ist ein hohes Maß an Sorgfalt erforderlich, das Nihat nun täglich trainieren kann und muss. Die marktorientierte Ausgestaltung und der produktorientierte Ansatz der Werkstattarbeit, die Nihat ermöglichen, seine Tätigkeit vor dem Hintergrund realer Kund*innenanfragen/-aufträge auszuführen, sind dabei ein wesentlicher Motivationsfaktor: Die Haptik, mithin „Sinnlichkeit“ der Tätigkeit ist auch für Nihat eine neue (Lern)Erfahrung und hilft ihm, sich bewusster mit dem konkreten Gegenstand auseinanderzusetzen und diesem eine persönlichere Bedeutung zuzuschreiben.

Lerngruppe „TegA“ (3 WS): Um den Teilnehmenden auch im Hinblick auf die fachtheoretische Kenntnisvermittlung eine möglichst individuelle Förderung zukommen zu lassen, werden Lerngruppen gebildet, so dass fachliche Überschneidungen zwischen den Gewerken Unterrichtseinheiten im Kleingruppensetting ermöglichen. Nihat findet seinen Platz in der Lerngruppe technisch-gewerblicher Ausrichtung; aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit den entsprechenden Berufsschulen kann der Anleiter stets aktualisiertes Lernmaterial einbringen und mithilfe eines breiten Methoden- und Medienangebots auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden reagieren. Für die Aneignung fachspezifischer Inhalte, die nicht im Gruppenkontext vermittelt werden können, steht ausreichend Raum für Einzelarbeit zur Verfügung. Hier lernt Nihat, dass Fachlagerist*innen nicht nur körperlich beansprucht sind, sondern auch verwaltend-organisatorisch tätig sein müssen; Inventuren durchführen, Güter kommissionieren und die Dokumentation betrieblicher Abläufe unter Verwendung spezieller Lagerverwaltungssoftware sind nur einige Beispiele für die Vielfalt dieses Berufsfeldes. Die Lerngruppen dienen auch der Thematisierung von sog. überfachlichen Schlüsselqualifikationen, die bezogen auf die losspezifischen Berufsfelder relevant werden: Welche methodischen Kompetenzen benötigt Nihat bei einer Ausbildung im Logistikbereich? Was bedeutet „Selbstverantwortung“ im beruflichen Alltag eines Fachlageristen? Auch die Inhalte der Standardberufsbildpositionen, die verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für alle anerkannten Ausbildungsberufe beschreiben, werden einbezogen, anhand von Praxisbeispielen verdeutlicht und in der Gruppe diskutiert. Die Anleitenden achten darauf, dass all diese berufsfeldübergreifenden Qualifikationen auch immer wieder in die tägliche Werkstattarbeit einfließen. Der dezidiert produktorientierte Ansatz dient dabei auch der Stärkung des Gruppenzusammenhalts im Werkstattteam; die dadurch entstehenden Objekte symbolisieren die gemeinsame Arbeit und haben einen konkreten Nutzen für Dritte (durch öffentliche Ausstellung, Verkauf, Spenden etc.).

„Ausbildungsvorbereitung Teilzeit“ (14 WS): Bereits mit Einstieg in die Maßnahme besucht Nihat an zwei Tagen in der Woche das Berufskolleg mit dem Ziel des Erwerbs eines dem Hauptschulabschluss (Klasse 9) gleichwertigen Abschlusses. Im Rahmen des einjährigen Bildungsganges werden allgemeinbildende sowie fachspezifische Kompetenzen vermittelt, die für die Aufnahme einer beruflichen Erstausbildung oder ggf. einer Erwerbstätigkeit qualifizieren. Nihat ist dem Fachbereich „Wirtschaft und Verwaltung“ zugeteilt; neben dem berufsspezifischen Lernbereich werden obligatorische schulische Hauptfachinhalte in Mathematik, Englisch und Deutsch vermittelt. Da die Fachkräfte im Werkstattjahr verstärkt in die Beschulung eingebunden sind, ist durch die Verständigung auf gemeinsam zu gestaltende Fördermaßnahmen ein Lerntransfer unmittelbarer möglich und Nihat erlebt den Berufsschulunterricht – im Gegensatz zu seiner Schulzeit – nunmehr als sinnhafte Ergänzung und Fundierung seiner fachpraktischen Tätigkeit. Bereits zum Ende des dritten Monats seiner Zuweisung kann Nihat seine schulischen Leistungen deutlich verbessern, was sich positiv in seiner WerkstattjahrCard niederschlägt und er sich über eine Leistungsprämie im Wert von 65 Euro freuen kann. Teilnehmende des Werkstattjahres, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, werden seitens des Trägers selbst grund- und weitergebildet; hierzu werden an 12 Stunden in der Woche Schulungseinheiten in allgemeinbildenden sowie relevanten überberuflichen Kompetenzbereichen vorgehalten. Für Teilnehmende mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen findet eine entsprechende Unterrichtseinheit zur gezielten Deutschsprachförderung statt. 

Sozialpädagogische Begleitung (2 WS): Die sozialpädagogischen Fachkräfte stehen den Teilnehmenden über ihre gesamte Zuweisungszeit zur Seite und flankieren die fachliche Qualifizierung mit auf die individuellen Bedarfe der einzelnen Teilnehmenden abgestimmten stabilisierenden und motivierenden Maßnahmen in Form von Einzelgesprächen und -coachings. Da Nihat seine sozialpädagogische Fachkraft von Beginn an als ihm gegenüber wertschätzend und zugewandt erlebt hat, konnte die Basis für eine gütliche Arbeitsbeziehung recht schnell gelegt werden; es zeigt sich jedoch auch in diesem persönlichen Rahmen, dass Nihat immer wieder Schwierigkeiten mit seiner Zuverlässigkeit hat, sprunghaft agiert und es ihm große Anstrengungen bereitet, sich auf ein längeres Gespräch zu konzentrieren. Da es sich um eine

Grundproblematik handelt, die Nihat schon sehr lange begleitet, sich sowohl auf sein Lern und Arbeitsverhalten wie auch die Kommunikation mit seinen Mitmenschen nachteilig auswirkt und ihm mutmaßlich bereits während der anstehenden Praktika zum Verhängnis wird, nutzt die Fachkraft insbesondere die ersten Wochen dazu, Nihat konsequent darin zu trainieren, sich selbst zu disziplinieren und ihm Methoden an die Hand zu geben, die ihn dabei unterstützen. Hierbei ist Nihat aufgefordert, sich Ziele zu setzen, die er selbst auch wirklich erreichen will und somit aus einer intrinsischen Motivlage heraus handelt. Da die Fachkraft grundsätzlich auf bereits vorhandene Ressourcen der Teilnehmenden zurückgreift, zielen die ausgewählten Übungen vornehmlich auf körperbetonte Techniken, welche sich der Muskelkraft als Triebfeder kognitiver Reflexionen bedienen. Die Übungen werden über Nihats gesamte Zuweisungszeit beibehalten; zu Beginn prominent in den Einzelcoachings, im weiteren Verlauf der Maßnahme zunehmend als „Hausaufgabe“, da mit Beginn der betrieblichen Erprobungen neue Herausforderungen akut werden, die in den sozialpädagogischen Einzelgesprächen aufgefangen werden müssen. Jenseits der Begleitung hinsichtlich der maßnahmebezogenen Bausteine obliegt der Fachkraft die Unterstützung der Teilnehmenden in lebenspraktischen Fragen und der Stärkung ihrer individuellen Handlungsfähigkeit in sämtlichen Bereichen des persönlichen Alltags wie bspw. der Ordnung der eigenen Finanzen, Fragen der Haushaltsführung im Kontext ökologisch wie ökonomisch nachhaltigen und gesundheitsbewussten Konsumierens, familiärer Konflikte und Krisen sowie problematischer Wohnverhältnisse u.Ä.  Phase 4: Betriebliche Praxisphasen und der Übergang in ein Ausbildungsverhältnis

Da mit der Akquise geeigneter Betriebe für Nihat bereits während seiner Kompetenztestungen begonnen wurde, erhält er Mitte Dezember die Möglichkeit, sich und seine bislang erworbenen Qualifikationen erstmalig auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erproben. Vor Antritt wird ein gemeinsamer Vertrag zwischen Nihat, dem Betrieb – einem mittelständischen Wuppertaler Chemiewerk – und dem Maßnahmeträger aufgesetzt, der u.a. die Dauer der betrieblichen Erprobung – in diesem Fall 6 Wochen – festschreibt. Da der Betrieb bereits seit vielen Jahren mit dem Träger zusammenarbeitet und zudem Fachlagerist*innen selbst ausbildet, sind Nihats Hoffnungen auch im Hinblick auf eine mögliche Anschlussperspektive hoch. Nihat findet sich zunächst recht gut ein, seine Erwartungen an sich selbst und den Verbleib im Betrieb führen im weiteren Verlauf jedoch zu einer Nervosität, die immer wieder kleine Unachtsamkeiten nach sich zieht und zu teils „brenzligen“ Situationen in der Lagerhalle führt. In einem Reflexionsgespräch stellt die Fachkraft deutlich heraus, mit welcher Art von Waren es Nihat hier zu tun hat; chemische Stoffe, deren unsachgemäße Behandlung nicht unerhebliche Schäden verursachen kann (z.B. Austreten von Lackdämpfen durch Aufplatzen der Verpackung). Da Nihat zwar schon einige Fortschritte im Hinblick auf seine personalen Kompetenzen erzielen konnte, sich das ihm bislang unbekannte Setting durch ein erhöhtes Druckerleben jedoch hemmend auswirkt, kann das Unternehmen Nihat gegenwärtig keine Anschlussperspektive anbieten. Dies wird in der abschließenden Beurteilung gemeinsam reflektiert und festgehalten. Positiv ist derweil, dass Nihat im Rahmen der trägergestützten Qualifizierung seine Prüfung für den Flurfördermittelschein mit sehr guten Leistungen besteht, so dass er auch in diesem Monat eine Leistungsprämie erhält und ihn motiviert, ein weiteres Praktikum in Angriff zu nehmen. Bei der Akquise der Praktikumsbetriebe legt die Fachkraft ein besonderes Augenmerk auf jene mit

Ausbildereignung. Ende Februar beginnt Nihat seine betriebliche Erprobung in einem großen Supermarkt – da es sich hier um weniger „gefahrvolle“ Waren handelt, kann Nihat das Praktikum etwas entspannter antreten, wohlwissend, dass Sorgfalt und Genauigkeit in jedem Logistikunternehmen produktunabhängig elementare Anforderungen bleiben. Die erfolgreiche Prüfung sowie die steten Wiederholungsaufgaben in der Lerngruppe und auch der Berufsschule aber zeigen ihm, dass er mit der nötigen Konzentration in der Lage ist, Ruhe und Konstanz in sein Handeln zu bringen. Die Fachkraft begleitet Nihat eng während der nächsten 3 Monate seines Praktikums, bemüht sich, „Klebeeffekte“ zu nutzen und ein anschließendes Ausbildungsverhältnis herbeizuführen. Die Chancen hierfür stehen gut, insbesondere da Nihat nun bereits einen Flurförderschein besitzt; ein klarer Vorteil gegenüber anderen potentiellen Bewerber*innen. In einem Reflexions- und Perspektivgespräch zwischen der Filialleiterin, Nihat und seiner Fachkraft gegen Ende des Praktikums erwarten Nihat erfreuliche Nachrichten: Er erhält die Zusage für einen Ausbildungsplatz nach den Sommerferien. Ausschlaggebend hierfür sind zum einen der Flurförderscheinbesitz sowie die guten Erfahrungen der Filiale mit einer Auszubildenden, die ebenfalls als Teilnehmerin des Werkstattjahres 2020 einstieg, so dass die Filialleiterin um die Herausforderungen der Zielgruppe weiß und Nihats positive Entwicklung der vergangenen Monate gut einschätzen und würdigen kann. Voraussetzung jedoch ist, dass Nihat seine berufsschulische Ausbildungsvorbereitung erfolgreich („ausreichend“) beenden kann, und ein Abschlusszeugnis erhält. Die verbleibenden zwei Monate in der Maßnahme werden daher genutzt, Nihat neben seiner Tätigkeit in der Werkstatt intensiv im Bereich der fachtheoretischen Kenntnisvermittlung entlang der berufsschulischen Inhalte zu fördern, um den in Aussicht gestellten Ausbildungsstart abzusichern. 

1.2 Beschulung

Die zielgruppenspezifische Heterogenität im Bildungsgang „Ausbildungsvorbereitung“ stellt alle beteiligten Akteur*innen vor besondere organisatorische, personelle sowie didaktisch-curriculare Anforderungen. Die Erwartungen sowohl an die Berufsschullehrkräfte, zunehmend sozialarbeiterische Aufgaben zu übernehmen als auch an das Fachpersonal der Maßnahmeträger, schulisches Grundlagenwissen flankierend zu vermitteln, macht die Einführung eines verbindlichen Konzeptes zur kollegialen Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team unumgänglich. Die Zusammenarbeit muss so ausgestaltet sein, dass sie keine zusätzlichen personellen Ressourcen einfordert, sondern durch eine sinnvolle, kompetenzorientierte Aufgabenverteilung die Akteur*innen entlastet, wodurch Raum für neue Formen der Unterrichtsgestaltung und Betreuung der Jugendlichen entsteht, die eine nachhaltigere Bearbeitung ihrer Probleme versprechen. Hiervon sollen insbesondere Schüler*innen mit „erhöhtem Förderbedarf“, die der Zielgruppe des Werkstattjahres entsprechen, profitieren. Insbesondere die doppelte Zielsetzung vom Erwerb des Schulabschlusses auf der einen sowie der Aneignung allgemeinbildender, fachtheoretischer und fachpraktischer Kenntnisse auf der anderen Seite bedingt eine Form der Zusammenarbeit, die ein stückweit über die bisherigen Kooperationsverbünde zwischen Schule und Träger hinausreicht. Oblag bislang den sozialpädagogischen Fachkräften die Koordination der Kooperationsverbünde, werden nunmehr auch die Anleitenden mit ihrer spezifisch fachlichen Expertise in die Beschulung der Teilnehmenden eingebunden, so dass der Bildungsgang von einem zentralen Kernteamunterschiedlicher Professionen getragen werden kann. Dies gelingt am besten, wenn sich die Akteur*innen als eine „Verantwortungsgemeinschaft“ begreifen, die nur gemeinsam die Integration der Jugendlichen in Ausbildung bewerkstelligen kann und jegliches „Kompetenzgerangel“ im Hinblick auf die Priorisierung von Unterricht oder Fachpraxis vermieden wird. Die langjährig gewachsenen, vertrauensvollen Kooperationsbeziehungen zwischen Träger und Wuppertaler Berufsschulen werden sich dabei als wesentlicher Gelingensfaktor erweisen. Im Rahmen eines gemeinsamen Kick Off werden die (organisatorischen und inhaltlichen) Grundlagen für die Zusammenarbeit eruiert; die grundsätzliche strukturelle sowie didaktische Ausgestaltung der Werkstatt klassen unterliegt dabei den Richtlinien der APO-BK („Anlage A“) und beschreibt den abzudeckenden Mindest- und Maximal-Umfang an Unterricht in berufsbezogenen und berufsübergreifenden Fächern. Für das Werkstattjahr verständigen sich Fachpersonal und Lehrkräfte auf ein gemeinsames Kompetenzportfolio, das in allen Maßnahmebausteinen und für alle Beteiligten handlungsleitend ist und die in Schule und Fachpraxis gleichermaßen relevanten Kompetenzbereiche Wissen, Fertigkeiten, Sozialkompetenz und Selbstständigkeit abbildet. Darauf aufbauend werden für das Ausbildungvorbereitungsjahr 1. der gemeinsame Handlungsrahmen festgesteckt; 2. konkrete Zielsetzungen formuliert; 3. die Rollen- und Aufgabenverteilung mit klaren Verantwortlichkeiten transparent definiert und damit verbindliche Arbeitsabläufe ermöglicht. Kernelement der Zusammenarbeit ist ein enger, beidseitiger Wissenstransfer, der – hier insbesondere im Hinblick auf die Seite der Einbindung der Fachkräfte in die Beschulung – sich auf folgende Bereiche bezieht: a) Heterogenität der Klassen: Das Fachpersonal kennt die vielfältigen bildungsbiographischen Hintergründe der Teilnehmenden, ihr soziales Umfeld und psychosoziale Belastungsfaktoren, die relevant für die Unterrichtspraxis sind, da sie standardisierte Curricula massiv erschweren. Das Einbringen der individuellen Profile der Teilnehmenden seitens der sozialpädagogischen Fachkräfte schafft eine gemeinsame Wissensbasis und gibt Hinweise auf Gestaltungsmöglichkeiten des Unterrichts vor allem im Hinblick auf den Umgang mit unterschiedlichen Lernpräferenzen, Verhaltensauffälligkeiten, Beteiligungsproblemen und Fehlzeiten; b) Unterrichtsorganisation: Die Verbindung von allgemeinbildenden und berufspraktischen Anteilen ist maßgebend im Werkstattjahr, das Einbindungspotential speziell der Anleitenden in die Beschulung entsprechend hoch. Im Hinblick auf den überwiegenden fachpraktischen Anteil der Maßnahme stellen die Anleitenden sicher, dass der Berufsschulunterricht nicht nur als die Werkstattarbeit ergänzendes „Beiwerk“, sondern als notwendige theoretische Fundierung derselben verstanden wird. Die direkte Rückbindung des in der Werkstatt Erlernten an die curricularen Lerninhalte wird daher die Schlüsselaufgabe der Anleitenden im Rahmen der Verantwortungsgemeinschaft sein. Dies erfordert eine verstärkte Auseinandersetzung mit den berufsschulischen Lehrinhalten sowie die Einbindung in die didaktische Jahresplanung (Berücksichtigung des Niveaus im Bildungsgang, situative Ausgestaltung, Kompetenzorientierung etc.); eine Beteiligung des Trägers an Bildungskonferenzen der Berufskollegs unterstützt hierbei die gemeinsame Planung und Weiterentwicklung der Ausbildungsvorbereitung. Besonders gut funktioniert die Rückbindung bspw. im Rahmen von einzelnen Werkstattprojekten, die im Lerngruppenverbund angestoßen werden und deren Entwicklungen im Fachunterricht begleitet, fundiert und reflektiert werden können; mind. vierteljährliche Hospitationen (Fachpersonal in den Werkstattklassen, Lehrkräfte in den Werkstätten) dienen zudem einem unmittelbarem Erlebens- und Wissenstransfer; c) Abstimmung der Fördermaßnahmen: Die Ausbildungsvorbereitung fokussiert nicht nur die Fachlichkeit, sondern auch die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen in Bezug auf ihre Ausbildungseignung. Mit dem Einbringen der individuellen Förderpläne durch die sozialpädagogischen Fachkräfte können deutlich individualisiertere Lern- und Entwicklungswege der jungen Erwachsenen ermöglicht werden. Auf Basis des gemeinsam erarbeiteten o.g. Kompetenzportfolios können die einzelnen Teilnehmenden auch curricular passgenauer begleitet werden und ihre Entwicklung transparent nachvollziehen, da sowohl in Berufsschulunterricht als auch der Fachpraxis Bezug auf eine gemeinsame Bewertungsgrundlage genommen wird. Über die gemeinsame Dokumentation der Lernsituation, den abgestimmten Aufbau von lerntyp-sensiblen Lern- und Arbeitstechniken in Unterricht und allen Maßnahmebausteinen kann ein abgestimmter Kompetenzaufbau der einzelnen Teilnehmenden verfolgt werden. Bedarfsbezogene Fallkonferenzen bieten Raum für den intensiven Austausch über jede*n einzelne*n Teilnehmenden. Diese nunmehr stärker institutionalisierte Form der Zusammenarbeit spiegelt die sich auch in der geplanten Einbeziehung des Fachpersonals bei Elternabenden wider und kann als Demonstration eines gemeinsamen „Fahrplans“ im besten Fall zu einer (Wieder-)Annährung von Schule und Erziehungsberechtigten und damit auch einer Stabilisierung der Teilnehmenden in der Maßnahme führen. Essentieller Bestandteil des gemeinschaftlichen Vorgehens besonders im Hinblick auf die Abstimmung der Fördermaßnahmen bleiben auch weiterhin die bedarfsorientierten Schulbesuche der sozialpädagogischen Fachkraft, um auch flexibel, z.B. bei Konfliktsituationen zwischen Lehrkräften und Teilnehmenden Unterstützung anzubieten. Insgesamt kann so eine erhöhte Präsenz des Trägers an der Schule gewährleistet und die Fachkräfte als kollegiale Ansprechpartner*innen wahrgenommen werden. 

1.3 Berufliche Orientierung

Der Maßnahmebaustein „berufliche Orientierung“ dient der Analyse der persönlichen Situation, Stärken und Schwächen der einzelnen Teilnehmenden, der Reflexion ihrer Berufs- und Lebensziele unter Berücksichtigung ihrer individuellen Situation sowie der Entwicklung möglicher Wege zur Erreichung dieser Ziele. Ausgangspunkt jeder Betrachtung sind dabei die vorhandenen Fähigkeiten und Neigungen sowie Entwicklungspotentiale der jungen Menschen. Die ersten Kompetenzfeststellungen, primär fokussiert auf allgemeine Interessen und Neigungen der Jugendlichen, finden i.d.R. bereits während der Schulzeit (KAoA) statt, deren Ergebnisse im Berufswahlpass festgehalten und im Werkstattjahr aufgegriffen werden. Der Frage nach der Entsprechung dieser Interessen mit bestimmten Berufen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt wird im Nachgang in Form von Kompetenzfeststellungen zur Berufsvorbereitung im Sinne einer Eignungsanalyse nachgegangen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erhebung verstärkt auf bestehende Anforderungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt ausgerichtet, so dass die Ergebnisse unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen der Teilnehmenden Aufschluss über weitere Handlungs- und Qualifizierungsbedarfe geben. Mit der richtungsweisenden Frage, welche Berufe mit den eigenen vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen kompatibel erscheinen, schließt die berufliche Orientierungsphase direkt an die Kompetenzfeststellungsverfahren des Werkstattjahres an, deren Ergebnisse als Grundlage und Ausgangspunkt der Berufswegeplanung dienen. Von ihnen ausgehend wird die Vielfalt der (regionalen) Ausbildungswelt nun genauer betrachtet: Wie sieht der aktuelle Ausbildungsmarkt im Jahr 2022/2023 in Wuppertal und Umgebung aus? Wie viele offene Lehrstellen gibt es? Welche Anforderungen werden an potentielle Auszubildende gestellt hinsichtlich ihrer Qualifikationen? Welche Ausbildungsberufe sind besonders gefragt, wie verhält es sich mit sog. Nischenberufen? Welche Branchen bieten mir eine sichere Zukunft? Eine aktuelle regionale Ausbildungs- und Arbeitsmarktanalyse soll den Teilnehmenden ermöglichen ihre Vorstellungen, Neigungen und Interessen insbesondere mit Berufsbild/-feldern abzugleichen, in denen ein hohes Angebot besteht. Hierbei stehen die Fachkräfte des Werkstattjahres hinsichtlich etwaiger Fragestellungen unterstützend zur Seite und erarbeiten gemeinsam im Gruppenkontext Steckbriefe über mögliche Ausbildungsberufe, deren Tätigkeitsprofile in den Werkstätten des Trägers praxisnah und produktorientiert erkundet werden können: Metall: Fachkraft Metalltechnik, Metallbauer*in; Elektro: Elektroniker*in für Automatisierungstechnik, Elektroniker*in für Energie u. Gebäudetechnik, Mechatroniker*in; Maler- u. Lackierarbeiten: Maler*in u. Lackierer*in Fachrichtung Fahrzeuglackierung sowie Fachrichtung Gestaltung und Instandhaltung; Bauwesen: Gerüstbauer*in, Straßenbauer*in, Maurer*in; Logistik: Fachkraft Lager logistik, Fachlagerist*in, Kaufmann/-frau für Spedition u. Logistikdienstleistung; Kosmetik u. Körperpflege: Kosmetiker*in, Friseur*in, Make Up Artist; Hauswirtschaft: Hauswirtschafter*in, Fachhauswirtschafter*in. Der Besuch von regionalen Messen und Veranstaltungen (z.B. Veranstaltungen des Unternehmensservice, Job-Initiative, Bergisches Bewerberdating etc.) sowie Betriebsbesichtigungen umliegender Groß- und Kleinbetriebe, die der Träger seit vielen Jahren anbietet, ermöglichen es den jungen Menschen zusätzlich, sich über Berufschancen zu informieren, offene Ausbildungsplätze in Erfahrung zu bringen und erste Kontakte zu Arbeitgebenden zu knüpfen. Hier haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, gezielt Fragen zu den spezifischen Ausbildungsinhalten und Einsatzbereichen einzelner Berufe zu stellen. Auf dieser Grundlage können die Teilnehmenden gemeinsam mit ihrer sozialpädagogischen Fachkraft im Rahmen der individuellen Einzelgespräche ihre persönliche und realistische berufliche Zukunftsperspektive schrittweise entwerfen und entwickeln. Zielvorstellungen werden ausformuliert und kleinschrittige Handlungspläne entlang relevanter Fragestellungen erarbeitet: Welche Kompetenzen bringe ich für diese(n) Beruf(e) bereits mit? Was fällt mir noch schwer? In welchen fachpraktischen und fachtheoretischen Bereichen muss ich meine Kompetenzen weiter ausbauen und wie kann mir die Teilnahme am Werkstattjahr dabei helfen? Wodurch lassen sich etwaige Stolpersteine abbauen? Ziel ist, ein möglichst breites Spektrum möglicher Optionen zu eruieren, um in der Folge abwägen zu können welche Ausbildungsberufe für die Teilnehmenden in Frage kommen – die Schwierigkeit einer Passgenauigkeit der Berufswahl stellt die Jugendlichen oftmals vor eine große Herausforderung, die im Rahmen eines jeden Berufsplanungsprozesses prominent mitgedacht werden muss und für die die Fachkräfte des Werkstattjahres fortlaufend sensibilisieren: die eigenen Wunschvorstellungen zu hinterfragen, mögliche Alternativen zu präferierten Berufsbildern zu finden, und Kompromisse einzugehen. All dies stellt hohe Anforderungen an die Veränderungsbereitschaft der jungen Menschen, die sich in ihrem Berufsleben auf einen sich immer schneller entwickelnden und wandelnden Arbeits- und Ausbildungsmarkt einstellen müssen. Entsteht durch das Zusammenführen von persönlichen Fähigkeiten und Interessen mit realisierbaren Möglichkeiten am Arbeits- und Ausbildungsmarkt und damit das Übereinstimmen eigener Qualifikationen mit bildungs- und berufsmäßig gefragten Anforderungsprofilen eine realistische Perspektive, können die Teilnehmenden mit einem individuellen Bewerbungstraining gezielt auf die kommenden Bewerbungsverfahren und Vorstellungsgespräche vorbereitet und trainiert werden. In diesem sind neben den fachlichen Qualifikationen insbesondere die überberuflichen Fähigkeiten der Jugendlichen angesprochen. Die gezielte Förderung im Hinblick auf das eigene Auftreten, die überzeugende Selbstdarstellung ihrer Person, Bildungsbiografie und das persönliche Kompetenzprofil unterstützt die jungen Menschen auch über ihre reflektierte Berufswahl hinaus sich schließlich der Bewährungsprobe in der betrieblichen Ausbildungsrealität selbstbewusst zu stellen.

2.  Motivationsstrategien

2.1  Motivation zur Maßnahmeteilnahme

Bei den Teilnehmenden des Werkstattjahres handelt es sich zumeist um Jugendliche, die der Zielgruppe der jungen Menschen mit „erhöhtem Förderbedarf“ entsprechen. Der Förderbedarf begründet sich in einer fehlenden „Ausbildungsreife“ gemessen an marktkompatiblen Anforderungen und ist durch wesentlich drei Faktoren markiert: Soziale Benachteiligung, Lernbeeinträchtigung sowie Marktbenachteiligung. Diesen Jugendlichen eine Ausbildungschance

zu geben, erweist sich in den letzten Jahrzehnten als schwierig; oftmals verweilen sie jahrelang im Übergangssektor, ohne die Sicherheit einer Berufsausbildung zu gewinnen. Gezeigt hat sich jedoch ebenso, dass insbesondere bei Jugendlichen in berufsvorbereitenden Maßnahmen starke praxisorientierte Anteile einen deutlichen Motivationsschub bewirken können. Der werkpädagogische Ansatz des Werkstattjahres stellt dem abstrakten Lernen unmittelbare, sinnliche Erfahrungen und verantwortungsbewusstes Handeln in Form tätiger Auseinandersetzung gegenüber, wirkt somit Passivität entgegen und vermag Sinnhaftigkeit zu vermitteln. Zwar stellt die Ausweitung praktischer Erfahrungen im Rahmen von Werkstatt- und Projektunterricht kein Allheilmittel für jegliches Motivationsproblem dar – da die hier angesprochene Zielgruppe jedoch eine grundsätzliche Lern- und Arbeitsbereitschaft mitbringt, kann der Ansatzpunkt, über die Selbstbestätigung in der Praxis Lernmotive neu anzufachen oder zu verstärken, wesentlich sein. Nichtsdestotrotz haben die meisten der Teilnehmenden in ihrer Bildungsbiografie bislang die Erfahrung gemacht, dass Lernen überwiegend mit Rückschlägen verbunden ist, und starten mit negativen Emotionen in die Maßnahme. So gilt es ab dem ersten Tag aufzuzeigen, inwiefern das Werkstattjahr für sie persönlich eine Chance darstellt, vielleicht zum ersten Mal positive Erfahrungen und Erfolge erleben zu können: Entdecken eigener Entwicklungsmöglichkeiten, vertrauenswürdige Beratungssituationen, Austausch mit anderen jungen Menschen, signifikante Praxiserfahrungen und „Do-it-Yourself“-Methoden, Vermittlung von nützlichen Kontakten und damit erhöhte Chancen für die Aufnahme einer Ausbildung, die wiederum finanzielle Unabhängigkeit, Bestätigung der eigenen Leistung und soziale Akzeptanz versprechen; ein klarer Profit, der zur Mobilisierung und Motivierung der Teilnehmenden beiträgt. Sie lernen zunehmend, sich nicht als passive Hilfeempfänger*innen zu sehen, sondern als aktive Gestalter*innen ihrer eigenen Zukunft mit einem Grundstock an Potentialen, die es zur Entfaltung zu bringen gilt. Diese starke Ressourcenorientierung ist Leitprinzip des Werkstattjahres und beinhaltet nicht nur, die im Kompetenzfeststellungsverfahren eruierten bereits sichtbaren Fähigkeiten zu visualisieren sondern auch, die Teilnehmenden für ihre persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu sensibilisieren und jeden Kompetenzzuwachs im Maßnahmeverlauf gemeinsam systematisch zu reflektieren. Dabei werden auch kleine (Teil-)Erfolge sichtbar gemacht (z.B. mit einem Motivationsboard, das jeden Fortschritt nachzeichnet und im Laufe des Jahres immer weiter „wächst“); die Formulierung kleiner Lernziele, die erreichbar erscheinen und die jungen Menschen nicht überwältigen, vermitteln Sicherheit und Orientierung. Allen Bausteinen des Werkstattjahres liegt eine dezidiert lösungsorientierte Sichtweise zugrunde; bei jedem Misserfolg wird zwischen der Handlung und der Person kategorisch unterschieden. Die einzelnen Bausteine sind indes nicht losgelöst voneinander zu verstehen, im Gegenteil: Lern- und Arbeitsort bilden eine Einheit, was den dezidiert produktorientierten Ansatz des Werkstattjahres begründet und ein hohes Motivationspotential bietet. Die Teilnehmenden werden mit realen Produktlinien und echten Kund*innenkontakten konfrontiert (Produktion statt Simulation), wirken für aktuelle Aufträge an der Herstellung marktfähiger Waren und Güter mit und bieten Dienstleistungen an, die eine reale Entsprechung haben. Es sind vor allem diese Realaufträge, die eine Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit bewirken und durch ihren impliziten Aufforderungscharakter geeignet sind, junge Menschen zu aktivieren. Die Teilnehmenden werden in den gesamten Prozess der Auftragsbearbeitung eingebunden, von der Produktentwicklung, Akquise, Auftragseingang über die Planung, Ausführung, Auslieferung bis hin zur Bewertung des Vorgangs. Bei der Herstellung von Produkten in gemeinsamer Verantwortung entsteht eine Gemeinschaft, die eine förderliche, anregende aber auch vertraute Arbeitsatmosphäre ermöglicht, was durch die Bildung von Lerngruppen zusätzlich verstärkt wird. Es entstehen gruppendynamische Prozesse gegenseitiger Unterstützung und Lernens voneinander, die viele Teilnehmende auch in schwierigen Phasen dazu motivieren, ihr Werkstattjahr nicht aufzugeben und „am Ball“ zu bleiben. Die Lerngruppen wie auch alle weiteren Unterrichtseinheiten sind ebenfalls stark handlungsorientiert, in zweierlei Hinsicht: Zum einen sind Fachtheorie und Fachpraxis stets aufeinander bezogen, die schulischen Lerninhalte nicht losgelöst von der Werkstattarbeit, sondern bilden ein ganzheitliches Prinzip, das den Teilnehmenden eine Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit und ihres Lernprozesses vermittelt. Zum anderen unterliegt die Vermittlung der Lerninhalte methodisch einer klar handlungsorientierten Ausrichtung und schafft ein niedrigschwelliges Setting, das Anreize setzt, selbst aktiv zu werden, Verantwortung zu übernehmen und den eigenen Lernprozess selbstständig mitzugestalten; das bedeutet auch, den Jugendlichen erstmalig etwas zuzutrauen, ihnen und ihrer Aufgabe eine Wichtigkeit zuzuweisen. Selten erwähnt, und doch so essentiell in seinem motivationalen Potential ist der Faktor Spaß – nur wenige Maßnahmen sind so geeignet, die jungen Menschen für eine Beteiligung zu motivieren und begeistern, wie die Einbindung von erlebnisorientierten und freizeitpädagogischen Bausteinen sowie gemeinschaftsstiftenden Instrumenten z.B. ein tägliches gemeinsames Frühstück, das ein erstes entspanntes Ankommen und aktive Beteiligung (Einkaufen, Eindecken etc.) ermöglicht, aber auch lebhafte Diskussionsrunden unter Einsatz vielfältiger Methoden und Medien, die an die Jugendlichen und ihre Lebenswelten andocken. Die zum Einsatz kommenden Methoden dürfen dabei nicht zum Selbstzweck werden, sondern sind stets nur als Mittel einzusetzen, um den Teilnehmenden eine Identifikation mit ihrem Lerngegenstand zu ermöglichen. Durch die aktive Einbeziehung der jungen Menschen wird vermieden, dass die Teilnehmenden eine Förderung erhalten die an ihren individuellen Bedürfnissen vorbeigeht. Diese Passgenauigkeit, d.h. die lerntypsensible, am jeweiligen Bildungs- und Entwicklungsstand der einzelnen Teilnehmenden orientierte Förderung ist wesentlich für den Aufbau und Erhalt von Motivation. Im Werkstattjahr wird sie vor allem durch die engmaschige Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams von sozialpädagogischen Fachkräften, Anleitenden und Berufsschullehrkräften ermöglicht, die eine sinnvolles Ineinandergreifen von Werkarbeit und schulischen Curricula sicherstellt und gemeinsam mit den jungen Menschen gezielte Strategien des Arbeitens und Lernens entwickelt, die ihrem persönlichen Lernrhythmus sowie ihrer individuellen Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit am meisten entsprechen, ihre Stärken und Fähigkeiten herauszufiltern vermögen und das Potential haben, Freude am Lernen und Arbeiten zu erwecken. Die Herstellung von Kongruenz ist nicht minder relevant im Rahmen der Betriebsakquise und den anschließenden betrieblichen Erprobungen. Diese haben durch ihre Realitätsnähe und Praxisentsprechung ebenso motivationales Potential – da hier aber die vergleichsweise „geschützte“ Rahmung durch die vertraute Werkstatt fehlt, können sich diese Potentiale auch in Stolpersteine verwandeln; kein anderer Maßnahmebestandteil birgt für die Teilnehmenden eine solch große Herausforderung wie die betrieblichen Praxisphasen und damit die Gefahr tiefgreifender Motivationsverluste, die nicht selten zu Abbrüchen führen. Trotz guter Vorbereitung ist der „Realitätsschock“ groß, die oft falschen Vorstellungen von Ausbildung, die jahrelang über mediale Bilder, Freundeskreis und Elternhaus internalisiert wurden, nur schrittweise aufzulösen. Aufgabe der Fachkräfte ist es demnach, durch systematische Netzwerkarbeit nicht nur Anbindungsmöglichkeiten herzustellen und den Teilnehmenden möglichst viele Optionen betrieblicher Erprobung zu verschaffen, sondern sie zuvorderst mit Betrieben zusammenzubringen, deren Tätigkeitsprofile im Wesentlichen mit ihren Fähigkeiten aber auch Neigungen und Interessen in Übereinstimmung zu bringen sind und damit den jungen Menschen eine reelle Chance auf eine anschließende Ausbildung ermöglichen. Gleichzeitig kann Motivation auch dadurch neu entfacht werden, dass sich die Teilnehmenden in für sie neuen, bislang nicht beachteten Berufsfelder erproben, denen sie zunächst skeptisch gegenüberstehen. Welche individuelle Strategie für die*den einzelne*n Teilnehmende*n auch immer verfolgt wird – sie wird stets entlang nicht nur der ausbildungsspezifisch relevanten Aspekte sondern ihrer*seiner gesamten Persönlichkeit(sentwicklung) konzipiert. Auch wenn die jungen Menschen Schwierigkeiten im Betrieb haben, an ihre fachlichen Grenzen stoßen und entmutigende, demotivierende Rückmeldungen erhalten, stehen die Fachkräfte ihren Teilnehmenden zur Seite, kommunizieren mit den Verantwortlichen der Betriebe und leisten Überzeugungsarbeit, indem sie den Fokus auf die Stärken und Ressourcen der Teilnehmenden lenken – äußern sich die Betriebe bspw. skeptisch gegenüber geflüchteten Jugendlichen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, machen die Fachkräfte auf gewinnbringende Eigenschaften aufmerksam, die durch diese „Sprachlosigkeit“ verdeckt werden aber durch alternative Methoden zur Geltung gebracht werden können. Dadurch gewinnen sie ein Vertrauen der jungen Menschen, das eine stabile Bindung über den Maßnahmeverlauf ermöglicht – sie fühlen sich verstanden, aufgefangen und vertreten, was wiederum die Basis für eine Öffnung der Jugendlichen auch im Hinblick auf ihre private Lebenssituation ist. Indem sie ehrliche Einblicke in ihren Alltag, ihre sozialen Beziehungen, Gedanken, vielleicht sogar Ängste und Hoffnungen zulassen, kann die Fachkraft umfassende Hilfestellungen leisten und eine lebensweltorientierte Unterstützung anbieten, die eine Bindung und Motivation zur Teilnahme auch über die fachbezogenen Maßnahmebestandteile hinaus ermöglicht. Die Fachkräfte begreifen sich und die jungen Menschen als ein Werkstattjahr-Team, treten als Vertrauenspersonen auf und vermitteln den jungen Menschen damit ein Zugehörigkeitsgefühl sowie eine Wertschätzung ihrer Person auch jenseits ihrer Marktkompatibilität. Die Zusicherung von Vertraulichkeit gilt auch im Hinblick auf eine (bei minderjährigen Teilnehmenden) mögliche Einbindung der Erziehungsberechtigten im Förderverlauf; diese kann ein stabilisierender Faktor für die Teilnehmenden sein, insbesondere in krisenhaften Situationen kann das aktive Einwirken der Fachkräfte auf eine zeitnahe Konfliktbewältigung zur Beruhigung und Schlichtung beitragen. Da das Elternhaus einen besonders großen Einfluss auf die berufliche Orientierung junger Menschen hat, kann deren Einbeziehung auch in diesem Sinne förderlich sein, insofern die Erziehungsberechtigten ihre Kinder positiv bestärken. Neben den o.g. recht komplexen motivationalen Faktoren bietet das Werkstattjahr sehr funktionale Bausteine, die in sich bereits geeignet sind, Motivation zu entwickeln, aufrecht zu erhalten oder neu zu entfachen; hierzu gehören etwa Instrumente wie die Leistungsprämie als monetäres Belohnungssystem, das ökonomische Anreize setzt, sowie Zertifizierungsmöglichkeiten an verschiedenen Stellen, die nicht zu unterschätzen sind. Geprägt von der bundesdeutschen Ausbildungsrealität, Zeugnissen, Dokumenten und Zertifikaten eine hohe Bedeutung zuzuschreiben, benennen viele Jugendliche dokumentarische Nachweise, die sie auch im Anschluss an ihre Teilnahme geltend machen können als ein wesentliches, pragmatisches Motiv – so etwa, einen beglaubigten Schulabschluss zu erwerben oder durch die deutschsprachliche Förderung ihre Deutschkompetenz gezielt zu verbessern. Insofern es gelingt, diese Instrumente in ein schlüssiges und sinnhaftes Förderkonzept „Werkstattjahr“ einzubetten, kann sich diese extern getriggerte Motivlage schrittweise zu einer intrinsischen Motivation entwickeln, und eine grundsätzliche Hingabe der jungen Menschen an ihre Tätigkeit bewirken, auch dann, wenn die Leistungen für einen Schulabschluss oder ein Zertifikat schließlich doch nicht ausreichend sein sollten. 

2.2  Leistungsprämie

Die Leistungsprämie stellt ein monetäres Anreizsystem dar, das im Sinne eines pädagogischen Instrumentariums der Anerkennung und Beförderung der Leistungsbereitschaft (und -fähigkeit) der Teilnehmenden im Werkstattjahr dienen soll und auf das – über die reine Erfüllung der Anwesenheitspflicht hinausgehende – Engagement im produktiven Prozess und die individuellen Kompetenzentwicklungsschritte auf der personalen, sozialen und fachlichen Ebene abzielt. Der implizite Belohnungscharakter soll zu einer Aktivierung und Aufrechterhaltung der Motivation der jungen Menschen über den gesamten Förderverlauf betragen. Die Höhe der monatlich auszuzahlenden Prämie bemisst sich an förderrechtlich festgelegten Kompetenzentwicklungsstufen, die zuvor vereinbarte persönliche Entwicklungsziele mit „nicht erreicht/ teilweise erreicht/ erreicht/ übertroffen“ bewertet. Wesentlich für die Beurteilung und Bemessung der Kompetenzentwicklung ist deren Abhängigkeit vom jeweils individuellen Entwicklungsstand der*des einzelnen Jugendlichen, ihrem Fähigkeitsprofil, ihren Ressourcen und Möglichkeiten – die Leistungsprämie ist somit weder Fixum noch objektiver Kriterienkatalog, sondern variiert im Hinblick auf die individuelle Leistungsfähigkeit und persönlichen Bedarfe in den verschiedenen Maßnahmebestandteilen. Damit sich das motivationale Potential der Prämie nicht in ihr Gegenteil verkehrt, bedarf es gleichwohl einer für alle Teilnehmenden transparenten, gleichwertigen und operationalisierbaren Bewertungsgrundlage, um möglichen Konflikten und Auseinandersetzungen unter den Teilnehmenden gezielt vorzubeugen. Den Rahmen geben die bereits genannten Kompetenzbereiche Wissen, Fertigkeiten (Fachtheorie-/praxis), Sozialkompetenz und Selbstständigkeit (Humankompetenz, bezogen auf Dritte und die eigene Person)vor, die Eingang in die Werkstattjahr-Card finden – ein niedrigschwelliges und für die Teilnehmenden visuell nachvollziehbares methodisches Instrument zur Dokumentation ihrer Fortschritte, das nunmehr eine individuelle Ausgestaltung und Konkretisierung ermöglicht. Hervorgehoben seien hier einige der „neuralgischen“ Aspekte, die – basierend auf bisherigen Erfahrungen innerhalb dieses Förderinstruments – von besonderer Relevanz für viele Teilnehmende sind: 

  • die Zuverlässigkeit, die u.a. das regelmäßige pünktliche Erscheinen in Werkstatt, Unterricht oder Betrieb, die Einhaltung von gemeinsam vereinbarten Absprachen oder die fristgerechte Erledigung eines Auftrages bewertet; 
  • die Konfliktfähigkeit und/ oder Kooperationsbereitschaft – für die reflektierte Auseinandersetzung mit Kritik, ein sachliches Argumentieren ohne Beleidigungen und persönliche Angriffe sowie deeskalierendes Verhalten; 
  • der Teamgeist, wie das einvernehmliche Zusammenarbeiten mit anderen Teilnehmenden, um Hilfe zu bitten oder diese anzubieten, sich aktiv in den Produktionsprozess einzubringen und Informationen auszutauschen aber auch Vorschläge zur Arbeitsaufteilung in den Lerngruppen zu machen;
  • das Arbeitsergebnis im Hinblick auf die berufsbezogenen Kompetenzen, die am konkreten Auftrag bzw. Aufgabe im jeweiligen Werkstatt- bzw. Dienstleistungsbereich, Unterrichtsfach oder Betrieb erworben und entwickelt werden können (die Güte eines herzustellenden fertigen Produkts in der Werkstatt, einer guten Note im Berufsschulunterricht); wichtiger jedoch der Prozess hin zu einem Endprodukt, mithin
  • das Arbeitsverhalten: der Umgang mit herausfordernden Situationen, die Motivationsbereitschaft und Nachdrücklichkeit, das gesetzte Ziel zu erreichen und ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten, die Sorgfalt und Konzentrationsfähigkeit; 
  • die Alltagskompetenz: die Fähigkeit, über die Maßnahmeinhalte hinausgehende persönliche „Baustellen“ „in Angriff zu nehmen“ – hierzu gehört bspw. die Kontaktaufnahme zu der*dem Vermieter*in bei Problemen mit der eigenen Wohnung, die Erstellung eines Haushaltsplanes, um eine Übersicht der eigenen Finanzen zu erhalten (Zuwachs an ökonomischer Bildung) etc.  

In monatlichen Reflexionsgesprächen werden entlang der Kompetenzbereiche alle Förderbausteine des Werkstattjahres gemeinsam betrachtet und auf Grundlage der zuvor gesetzten Ziele deren Erreichung beurteilt. Wesentlich hierbei ist, dass nicht nur die Leistungen selbst und einzelne Ergebnisse bewertet werden, sondern die Entwicklung der Jugendlichen in die Bewertung miteinfließt und insbesondere erreichte Teilziele honoriert werden. Um für die Teilnehmenden eine größtmögliche Transparenz herzustellen, ist die Dokumentation der individuellen Entwicklungsstände in der Werkstattjahr-Card nachvollziehbar und niedrigschwellig visualisiert und findet unmittelbaren Eingang in die individuelle Förderplanung. Bei der Formulierung der Ziele wird kleinschrittig vorgegangen: Teilziele, die den Teilnehmenden sinnvoll erscheinen und realistisch erreichbar sind, werden konkret und nachweisbar definiert. Die Beurteilung dessen, ob und in welcher Intensität ein*e Teilnehmende ein bestimmtes Ziel erreicht hat und die entsprechende Prämie erhält bedarf mehrerer Blickwinkel und ist daher eine Aufgabe, die allen beteiligten Akteur*innen gemeinsam zukommt. Die Sichtweise der Teilnehmenden selbst, ihre Selbsteinschätzung ist hierbei von großer Bedeutung – sie ist Ermöglichung und Aufforderung zugleich: sie ermöglicht den jungen Menschen, aktiv an der Bewertung mitzuwirken und nicht den Eindruck zu haben, einer Be- oder Aburteilung seitens Dritter „ausgeliefert“ zu sein, welche die Bildungsbiografien vieler Teilnehmender im Werkstattjahr prägen. Sie können mitreden, zu ihren Gunsten argumentieren und die Bewertung beeinflussen. Sie werden gleichzeitig dazu aufgefordert, sich selbst kritisch zu reflektieren, zu hinterfragen und sich mit ihrem Selbstbild auseinanderzusetzen. Im Zuge der Fremdeinschätzung werden alle Instanzen einbezogen: Die sozialpädagogischen Fachkräfte, die Anleitenden, die Lehrkräfte der Berufsschule sowie die Verantwortlichen im Betrieb, so dass ein ganzheitlicher Lern- und Entwicklungsprozess sichtbar gemacht werden kann und im Hinblick auf die individuelle Förderplanung weitere oder neue Handlungsbedarfe abgeleitet werden können. 

Die Neugestaltung der Leistungsprämie für die kommende Förderperiode bringt wesentliche Vorteile, aber auch spezifische Herausforderungen mit sich, die seitens des Fachpersonals ein umsichtiges und kreatives Vorgehen in der Handhabung und trägerspezifischen Ausgestaltung erfordern. Die Verkürzung auf einen nunmehr monatlichen Auszahlungsrhythmus und damit die Möglichkeit der unmittelbaren Belohnung machen die Prämie für die Teilnehmenden greifbarer und befördern ihr motivationales Potential, da nun auch monatliche Teilziele konkret honoriert werden können. Gleichzeitig bekommt die Frage nach den Einsatzmöglichkeiten nun eine neue, dringlichere Relevanz: Da der Geldwert der Prämie nun nicht mehr an einen Gutschein o.ä. gekoppelt ist, der die Jugendlichen an eine aus pädagogischer Sicht „sinnvolle“ Verausgabung band, ist nun zu überlegen, wie die zu überweisenden Geldmittel als dezidiert pädagogisches Instrument einzusetzen sind und als ein solches Wirksamkeit entfalten können. Erfolgversprechend erscheint dabei insbesondere der Ansatz, die Leistungsprämie nicht nur als Belohnungssystem zu begreifen, sondern als Instrument, das über die unmittelbare Honorierung einer Leistung hinaus auch nachhaltigere Lernprozesse anzustoßen vermag. Dabei achten die Fachkräfte auf die Anbindung an die konkrete Situation und schlüssige Einbindung in den Förderkontext der einzelnen Teilnehmenden: Im Falle von Teilnehmenden, die den Wunsch nach größeren Anschaffungen (z.B. eine neue Konsole ) hegen, der Wert der bislang erworbenen Prämie sich aber nicht als ausreichend erweist, gilt es gemeinsame Überlegungen anzustellen, auf welche Weise sich dieser Wunsch erfüllen lässt und welche Schritte hierzu notwendig sind. Zudem ist grundsätzlich zu hinterfragen, ob ein neuwertiges Gerät die richtige Wahl ist oder auch gebrauchte Waren infrage kommen. Die sozialpädagogische Fachkraft wirkt in diesem Zusammenhang nachdrücklich darauf hin, die diesbezüglichen Vorteile aufzuzeigen, bspw. der weitaus geringere Preis (was eine zeitnahe Erfüllung des Wunsches realistischer macht) sowie Aspekte von Nachhaltigkeit (geringerer Ressourcenverbrauch). Die Fachkraft unterstützen die Teilnehmenden mit der Recherche nach geeigneten Geräten, den Umgang mit verschiedenen Tauschbörsen und Plattformen aber auch im Wissen um lokale Sozialkaufhäuser u.Ä., um eine gute Übersicht über das bestehende Angebot zu bekommen und reflektiert abwägen zu können. Ist ein geeignetes Gerät gefunden, kann nun ein kleiner Finanz- bzw. Sparplan erstellt werden und errechnet werden, über welchen Zeitraum die Teilnehmenden Prämien ansammeln müssen, bis der entsprechende Geldwert erreicht ist. Gleichzeitig zeigt die Fachkraft weitere Einsparpotentiale im Alltag der Teilnehmenden auf (Einkauf günstiger, aber guter Lebensmittel, Energieeinsparungen im Haushalt, Kündigung teurer Mobiltelefon-Tarife etc.), die parallel in Angriff genommen werden können und dazu beitragen, die Finanzkompetenz der Teilnehmenden zu schulen. Schließlich wird gemeinsam reflektiert, ob der Wunsch der Teilnehmenden von solcher Wichtigkeit ist, dass die dafür zu unternehmenden Anstrengungen es auch wirklich „wert“ sind. Auf diese Weise kann die Leistungsprämie zu einem sinnvollen Instrument im Maßnahmekontext werden, das zum einen über seinen Belohnungscharakter sowie die kompetenzorientierte Ausgestaltung geeignet ist, die Teilnehmenden zu motivieren und aktivieren, zum anderen darüberhinausgehend wesentliche, die Fördermaßnahmen flankierende und unterstützende Reflexions- und Lernprozesse anstößt und schlüssig an weitere pädagogische Elemente des Werkstattjahres andockt.

3.  Erkenntnisgewinn

Die Verknüpfung theoretischer und praktischer Kenntnisvermittlung und die enge Verzahnung derselben mit der betrieblichen Fachpraxis bestimmen den Handlungs- und Förderrahmen eines*r jeden Teilnehmenden. Die betriebliche Praxisphase bietet den jungen Menschen die Möglichkeit, eine Beschäftigung am realen Arbeitsmarkt zu erleben, neue Erkenntnisse zu gewinnen und darauf basierend den Ausbau und/oder die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten anzustreben, welche wiederrum die Chancen auf eine Berufsausbildung erhöhen. Ziel dabei ist es, die in der betrieblichen Praxis gewonnen Erkenntnisse so zu nutzen, dass ein möglichst passgenaues Matching der Interessen, Kompetenzen und Wünschen der Teilnehmenden mit den Anforderungen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erreicht werden kann. Die betrieblichen Praxisphasen erweisen sich dabei als mit eine der fruchtbarsten Situationen, relevante Erkenntnisse für den weiteren Förderverlauf zu gewinnen: Um diese Erkenntnisse im Nachgang zu sichern und in den weiteren Maßnahmeverlauf sowie die Förderplanung einfließen zu lassen, ist die engmaschige Beobachtung, Betreuung und Begleitung der Teilnehmenden durch die sozialpädagogischen Fachkräfte während dieser Phasen essenziell. So sind je nach Dauer der Praktika mehrere Betriebsbesuche vorgesehen, bei dem gemeinsam mit den Verantwortlichen des Betriebes die Stärken aber auch Schwächen der Teilnehmenden reflektiert werden. Die so erfolgten Rückmeldungen der Betriebe sind für den weiteren Förderverlauf besonders wichtig: die Teilnehmenden erhalten transparent Einblick in ihre Fähigkeiten und können sich weiterhin um den Ausbau derselben bemühen. Hervorgetretene Schwachstellen – insbesondere jene, die erstmalig im Kontext der betrieblichen Praxisphasen sichtbar werden – werden von den Fachkräften aufgenommen und gezielte Abbaustrategien entwickelt. Die regelmäßige Anwesenheit und Präsenz der Fachkräfte am Lern- und Arbeitsort „Betrieb“ ist daher von großer Bedeutung. Durch den fortlaufenden Kontakt zu den Betrieben ist der Träger zeitnah über Schwierigkeiten informiert und kann diesen in der Entstehung entgegenwirken. Am Ende einer jeden betrieblichen Praxisphase erhalten Teilnehmende eine Beurteilung des Betriebes, welche einen finalen Gesamtblick auf das fachpraktische Können gibt aber auch wichtige überfachliche Fähigkeiten der Teilnehmenden hervorhebt, die für die weitere Wegeplanung ebenfalls von großer Bedeutung sind. Ein gemeinsames Abschlussgespräch zwischen Betrieb, Teilnehmende*r und sozialpädagogischer Fachkraft rundet die Praxisphase ab und bestimmt die Zielrichtung der weiteren Förderplanung im Werkstattjahr. Ergeben sich aus der Beurteilung und dem abschließenden Feedbackgespräch weitere Handlungsbedarfe, so werden die Erkenntnisse unmittelbar in die Förderplanung mit aufgenommen, diese wird entsprechend aktualisiert und wöchentlich im Team reflektiert. Die abgestimmte Dokumentation der Lernschritte/-erfolge in den Werkstätten, der allgemeinbildenden Grundlagen und der Lerngruppen, der Gespräche mit den Beteiligten aus Berufsschule und Betrieb sowie die Dokumentation der daraus abgeleiteten Handlungsbedarfe sichern den Erkenntnisgewinn in allen Elementen des Werkstattjahres. Dabei erfolgt die Dokumentation der Fortschritte und Handlungsbedarfe zum einen seitens der Fachkräfte des Trägers durch die laufende Fortschreibung der individuellen Förderplanung; die Teilnehmenden selbst halten ihre Lernschritte/-erfolge sowie die daraus gewonnen Erkenntnisse samt ihrer Selbsteinschätzung für die weitere berufliche Wegeplanung fest.

•Sollen insbesondere fachpraktische Anteile weiter und intensiver eingeübt werden, so binden die Anleitenden die Ergebnisse aus den Gesprächen mit den Ansprechpartner*innen aus den Betrieben in ihre praktische Kenntnisvermittlung mit ein. Einzelne Arbeitsschritte und/oder -prozesse können gemeinsam mit den Anleitenden wiederholt eingeübt und weiter ausgebaut werden. Die hierfür vorgesehenen Werkstätten des Trägers ermöglichen es den Teilnehmenden einen arbeitsnahen Lernort zu erleben, in welchem sie zielgerichtet an einem Abbau fertigkeitsbezogener Schwachstellen arbeiten können.

•Ergeben sich während der betrieblichen Praxisphase theoretische Wissenslücken bei einzelnen Teilnehmenden, so werden die aufzuarbeitenden Lerninhalte in die dafür konzipierten Unterrichtseinheiten des Trägers eingebunden. Die Einbindung nicht berufsbezogener Lerninhalte, z.B. Grundlagenwissen in Deutsch, Englisch oder Mathematik erfolgt dabei in den allgemeinbildenden Unterricht; die Aufarbeitung fachspezifischer Lerninhalte findet derweil in den Lerngruppen statt. Zudem werden die Lerninhalte in Rücksprache mit den Berufsschullehrkräften verstärkt sowohl in den berufsbezogenen Bereich als auch in den berufsübergreifenden Bereich im Berufsschulunterricht eingebunden. 

•Nicht selten ergibt sich aus der betrieblichen Praxisphase die Notwendigkeit der (Weiter-)Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen. Um die Teilnehmenden bereits während der Maßnahme bestmöglich auf ein anstehendes Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis vorzubereiten, ist die Förderung wichtiger Schlüsselkompetenzen eine Querschnittsaufgabe: Die jungen Menschen sind auf die wachsenden Anforderungen, insbesondere auf die höheren Ansprüche an Mitarbeitendenkompetenzen in der Arbeitswelt vorzubereiten. Hierbei sind ausgehend von den individuellen Hemmnissen der Teilnehmenden ihre persönlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen zu fördern. 

Alltagskompetenzen im Sinne von „Nachhaltigkeit“ sind für die Teilnehmenden besonders relevant, da sie unabhängig von dem gewünschten Ausbildungsberuf insbesondere im Kontext der neuen branchenübergreifenden Standardberufsbildpositionen erlernt werden müssen. Werden im Rahmen der betrieblichen Praxisphase beispielsweise Vermeidungsstrategien für betriebsbedingte Belastungen für Umwelt und Gesellschaft (Ressourcenintensität, Vermeidung/Verringerung von Belastungen, Abfallvermeidung/-trennung, Wiederverwertung, stoffbezogene Schutzgesetze etc.) sowie Arbeitsprozesse im Hinblick auf Produkte, Waren und Dienstleistungen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, umweltverträglicher und sozialer Gesichtspunkte aufgezeigt, so sollen diese Erkenntnisse zur Förderung und Stärkung der Alltagskompetenzen der Teilnehmenden auf ihr persönliches Umfeld übertragen werden: Die Teilnehmenden sollen dazu befähigt werden Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln, ihre Kosten/Ausgaben zu reflektieren und diese ggf. durch geeignete Strategien zu minimieren. 

•Die gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der fachpraktischen und fachtheoretischen Kenntnisse aus der betrieblichen Praxisphase finden ebenso Einzug in das Übergangsmanagement: Fühlen sich die jungen Menschen in ihrem Berufswunsch gestärkt, so werden alle Maßnahmen ergriffen um eine Anschlussperspektive sicherzustellen. So erhalten die Teilnehmenden von den sozialpädagogischen Fachkräften intensive Unterstützung bei der Erstellung eines individuellen Bewerbungsportfolios, in auf die durch die betriebliche Praxisphase erworbenen Kenntnisse Bezug genommen und diese hervorgehoben werden. Die Teilnehmenden werden durch regelmäßiges Feedback dazu motiviert, ein positives Selbstbild zu entwickeln und sich als potentielle attraktive Auszubildene zu sehen. Durch gezieltes Training von Bewerbungssituationen werden die Teilnehmenden bestmöglich vorbereitet und entwickeln Selbstvermarktungsstrategien, die sowohl in ihrer Körpersprache als auch allgemein im Auftreten zum Ausdruck kommen. Die bis hierhin bereits entwickelten Kompetenzen und Fähigkeiten werden reflektiert und in die weitere Förderplanung übertragen. Die transparente Förderplanung ermöglicht es den Teilnehmenden selbst zu beurteilen wie hoch sie ihre bisherigen Erfolge einschätzen und an welchen Zielen weitergearbeitet werden muss.

•Die gewonnen Erkenntnisse stellen nicht zuletzt für die sozialpädagogische Betreuung eine wichtige Quelle dar: Aus den betrieblichen Praxisphasen lassen sich nicht nur Erkenntnisse bezüglich fachpraktischer und fachtheoretischer Kompetenzen gewinnen, sondern geben Aufschluss über akute Unterstützungsbedarfe auch in psychosozialer und mentaler Hinsicht: Insbesondere das Erleben einer arbeitsmarktrealen Beschäftigung führt bei den Teilnehmenden zu einer ungewohnten Situation, die oftmals mit Herausforderungen und Schwierigkeiten behaftet ist. Sind die Teilnehmenden beispielsweise stark eingespannt oder ergeben sich aus der betrieblichen Praxisphase plötzlich ungewohnte Überforderungssituationen (z.B. hohe Erwartungshaltung, Leistungsdruck), so wird die Unterstützung inhaltlich daran ausgerichtet (Organisationsfähigkeit, Stressmanagement, Tagesstrukturierung etc.) und ggf. reduziert, um diesen entgegenzuwirken. Ausgehend von den Erkenntnissen sind die Aufgaben und die Hilfestellung sowie die individuell an die Bedarfe der Teilnehmenden angepasste Intensität handlungsleitend für den weiteren Verlauf. Die Einbindung der sozialpädagogischen Fachkräfte in die betriebliche Praxisphase sowie der durchgehende Kontakt zu Ansprechpartner*innen der Betriebe ermöglicht es kontinuierlich weitere Erkenntnisse aus der betrieblichen Praxisphase zu gewinnen und diese in Form von Gesprächsprotokollen zu sichern, die ein kurzfristiges Handeln erfordern und die Unterstützung durch die Fachkräfte für die Teilnehmenden positiv beeinflussen. Die Aufgabe der sozialpädagogischen Fachkräfte ist dabei vorrangig, die Erkenntnisse zielorientiert einzusetzen und mithilfe dieser die Teilnehmenden über die gesamte Dauer ihrer Zuweisung so weit zu stabilisieren, dass diese sich voll und ganz auf ihre Berufswahlentscheidung und Berufswegeplanung konzentrieren können, sich ihrer fachpraktischen, fachtheoretischen, berufsübergreifenden Stärken bewusst werden und ein erfolgreicher Übergang in Ausbildung oder Arbeit sichergestellt werden kann.

4.  Arbeits- und Ausbildungsmarkt

Personalbedarfe und Anforderungen an Beschäftigte auf den regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmärkten verändern sich fortlaufend. Die Attraktivität des Bergischen Städtedreiecks und somit auch von Wuppertal als Ausbildungs- und Arbeitsmarktregion ist langfristig deutlich zurückgegangen. Der regionale Arbeitsmarkt ist nach wie vor geprägt durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe. Auch wenn die Zahl der gewerblich Beschäftigten stetig sinkt, stellen die industriellen Arbeitsplätze immer noch den größten Teil aller Arbeitsplätze in der Region dar. Es ist bisher nicht gelungen, die schwindenden Arbeitsplätze in diesem Bereich durch neue, gleichwertige im Dienstleistungssektor zu ersetzen. Diese Entwicklung bringt viele Probleme mit sich und spiegelt sich in der Arbeitslosenquote wider, die in Wuppertal mit (derzeit) 8,0% höher ist als im nordrhein-westfälischen Durchschnitt (6,7%). Der Träger beobachtet diese Entwicklungen und reagiert im Auftragssinne. Dabei basiert die Marktbeobachtung auf zwei wesentlichen Informationszugängen: 1. Auswertung von Daten: Öffentlich zugängliche Arbeitsmarktdaten (monatliche Arbeitsmarktberichte, Kammerberichte, Daten zur regionalen Beschäftigungsentwicklung etc.) werden regelmäßig ausgewertet. Diese Datenbasis wird durch die Sammlung und Auswertung tagesaktueller Meldungen, die Bewegungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt dokumentieren, ergänzt (z.B. Artikel in der lokalen Presse über künftige Firmengründungen, Neueröffnungen von Zweigstellen von Handelsketten etc.). Überregional werden u.a. die Veröffentlichungen der G.I.B. und des Fachverbandes FABI ausgewertet. 2. Aktive Marktbeobachtung: Über das Quallianz-Netzwerk werden dem Träger häufig zu besetzende Arbeits- und Ausbildungsstellen angeboten. Durch das Arbeitsmarktmonitoring werden zukünftige Qualifizierungsanforderungen erfasst und über die Betriebsleitung und Sozialbetreuung an die Fachkräfte im Werkstattjahr weitergegeben. Die Mitarbeitenden sind ständig im persönlichen und telefonischen Kontakt zu Personalleitungen und Betriebsinhaber*innen, um für die jungen Menschen geeignete Betriebe für die betrieblichen Praxisphasen aber auch potentiell für Ausbildungsplätze zu akquirieren. Durch diese enge Anbindung ist es möglich, eine qualitative Marktbeobachtung umzusetzen. Die Erfordernisse des (regionalen) Ausbildungs- und Arbeitsmarktes hinsichtlich überberuflicher Schlüsselkompetenzen sowie die spezifischen Anforderungen der Metall- und Baubranche, des Elektrohandwerks, der (Lager-)Logistikbranche sowie der Dienstleistungsbranche in den Bereichen Kosmetik, Körperpflege und Hauswirtschaft werden stets berücksichtigt, diesbezügliche Marktbeobachtungen regelmäßig durchgeführt. Eine erfolgreiche Eingliederung in den Ausbildungs- und/oder Arbeitsmarkt kann nur gelingen, wenn das Zusammenspiel von Teilnehmenden, Träger, Schulen, Betrieben sowie weiterer wichtiger Partner*innen aufeinander abgestimmt wird. Durch viele Betriebskontakte und jahrelange Kooperationen kennen die Fachkräfte die Anforderungsprofile der Betriebe und sind in der Lage, betriebliche Anforderungen mit vorhandenen Fähigkeiten der Jugendlichen abzugleichen. Dieses Matching bildet die Basis für eine erfolgreiche Vermittlung in eine Anschlussperspektive. Der interne Austausch der Informationen über die Teilnehmenden, relevante Daten des Ausbildungsmarktes und freie Stellen nebst Anforderungsprofilen der Betriebe erfolgt durch: 1.

Regelmäßige Teamsitzungen: Informationen aus aktiven Kontakten zu Unternehmen werden zuvor standardisiert erfasst, im Rahmen der Teamsitzungen kommuniziert, protokolliert und im Anschluss für alle Fachkräfte im Werkstattjahr zentral zugänglich gemacht. 2. Datenbankgestützte Erfassung: Arbeitgebendenkontakte (Praktikumsbetriebe, Praktikumsverläufe, betriebliche Ausbildungs- und Personalbedarfe) werden datenbankgestützt dokumentiert. Informationen über die Entwicklungen des regionalen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes werden zentral hinterlegt und gepflegt. Aktuelle Informationen und Aspekte, die eine zeitnahe Reaktion erfordern (z.B. Anfragen von Betrieben nach Arbeitskräften oder Auszubildenden) werden über E-Mailverteiler an das Fachpersonal weitergeleitet, der Verlauf kommuniziert und dokumentiert. Durch die enge Marktbeobachtung insbesondere im Hinblick auf die losspezifischen Ausbildungsberufe sowie die Einbindung des Trägers in verschiedene beschäftigungsfördernde Maßnahmen und die damit verbundenen Kontakte kann eine gezielte Orientierung entlang der Fakten und Vorgaben regionalwirtschaftlicher Anforderungen erfolgen.

5.  Personalkonzept und Zusammenarbeit mit Netzwerkpartner*innen

5.1  Netzwerkpartner*innen

Voraussetzung für eine erfolgreiche Berufsvorbereitung bzw. erfolgreiche Vermittlung von jungen Menschen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist die langjährige Einbindung und Kooperation in regionalen Verbundsystemen. Durch die beständige Präsenz am Standort Wuppertal greift der Träger auf ein lange bestehendes und erprobtes, breites Spektrum von Verbund- und Netzwerkpartner*innen aus Wirtschaft, Politik sowie Bildungs-, Beratungs- und Betreuungsanbietenden zurück, das für die Aufgabe der Vermittlung in Ausbildung und Arbeit effizient nutzbar ist. Der Träger arbeitet erfolgreich an der Entwicklung, Weiterentwicklung und Umsetzung von Arbeitsmarktprojekten für verschiedene Auftraggebende, u.a. für die Jobcenter Wuppertal AöR, die Agentur für Arbeit, die Stadt Wuppertal (z. B. das Jugendamt) sowie für verschiedene Landes- und Bundesministerien. Ausbildungsbegleitende und berufsvorbereitende Maßnahmen gehören dabei zum Kerngeschäft. Die Zusammenarbeit mit Betrieben aus den im Los 1 genannten Berufsfeldern beginnt mit der Akquise von Betrieben bereits ab Zuschlagserteilung. Das in der Maßnahme eingesetzte Fachpersonal sind hinsichtlich der Akquise und Unternehmensansprache geschult und greift auf eine umfängliche Datenbank zurück, die auch bisherige Erfahrungen mit Betrieben und deren Eignung enthält. Formen der Unternehmensansprache sind Messen, Jobbörsen, Presseberichte, sonstige Öffentlichkeitsarbeit und persönliche Ansprache. Durch die unmittelbare Kommunikation zwischen Fachkraft und Betrieb werden die geforderten Fähigkeiten der jungen Menschen transparent gemacht, so dass eine gezielte Förderung in diesen Bereichen erfolgen kann. Eine weitere Stärke des Trägers liegt in der Verankerung in zahlreichen verschiedenen Netzwerken und Arbeitskreisen, die im Sinne der o.g. Zielsetzung aktiviert werden können sowie in der Aufrechterhaltung und Intensivierung bestehender Kontakte durch die Beteiligung von Mitarbeitenden an kommunalen bzw. regionalen Veranstaltungen (z.B. regelmäßige Business Breakfasts, Sponsoren- und Benefizveranstaltungen von Wuppertaler Vereinen und Einrichtungen) – immer mit dem Ziel, die Kontakte für die Vermittlung der Jugendlichen in eine betriebliche Erprobung sowie ein anschließendes reguläres Ausbildungsverhältnis zu nutzen. Die Pflege bestehender sowie die Akquise neuer Kontakte wird ebenso durch die regelmäßige Vertretung des Trägers auf regionalen Messen und der Ausbildungsbörse sichergestellt. Darüber hinaus ist der Träger Mitglied des Quallianz e.V., einem Zusammenschluss von Bildungsanbietenden aus Wuppertal, Solingen und Remscheid. Aktuelles Wissen um Ausbildungs-, Qualifizierungs- oder Einstellungsvorhaben bei örtlichen Betrieben wird über die Quallianz an die Bildungsträger weitergeleitet und eröffnet zusätzliche Aktionsräume. Der Träger unterhält gute Kontakte zu den Arbeitgeberverbänden, zur IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid und zur Handwerkskammer und den Innungen. Zu erwähnen sind weiterhin die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Wuppertal (KAoA, Durchführung von gemeinsamen Seminaren, Ausbildungsplatzangebote) sowie Kontakte zur Regionalagentur Remscheid, Solingen, Wuppertal. Weitere Partner*innen sind Beschäftigungsgesellschaften, Berufsgenossenschaften und verbände, Krankenkassen sowie private Arbeitsvermittlungen und Gewerkschaften. Die Fachkräfte des Trägers stehen in telefonischem Austausch zu Betriebs- und Personalleitungen und suchen die Betriebe regelmäßig auf. Daraus resultieren gute Kenntnisse der jeweiligen Betriebsstruktur, der Arbeitsfelder, der betrieblichen Kommunikationsstrukturen und -bedürfnisse. Auch ist der Träger seit Jahren ausbildungsberechtigt und betreibt durch die jeweils zuständigen Kammern anerkannte Ausbildungswerkstätten. Die Mitarbeitenden der Kammern und Kreishandwerkerschaften stehen regelmäßig als Ansprechpartner*innen zur Verfügung, unterstützen mit aktuellen Informationen zum Ausbildungs- und Arbeitsmarktgeschehen und bei der Integration der Teilnehmenden, informieren über Ausbildungsmodalitäten und freie Plätze. Zu den Berufsschulen im Kammerbezirk bestehen langjährige Kontakte. Die Fachkräfte arbeiten eng mit Klassen- und Fachlehrkräften zusammen und sind im Rahmen des Werkstattjahres zudem in die Beschulung der jungen Menschen eingebunden, so dass eine dichte Betreuung und gemeinsame Abstimmung der Förderinhalte verfolgt werden kann.   Bei den Teilnehmenden ist von einem ganzheitlichen Unterstützungsbedarf auszugehen, so dass der Verweis an weitere Beratungs- oder Informationsstellen notwendig sein kann. Auch hier besteht ein umfangreiches Netz an Beratungs- und Informationsstellen, häufig frequentierte Kontakte u.a. für die Themenbereiche Schulden, Sucht, Wohnen, Familie, Gesundheit, Migration/ Flucht. Da der Träger über eine BAMF-Zulassung (auch technisch-gewerblicher Bereich) verfügt, kann geflüchteten Teilnehmenden im Anschluss an das Werkstattjahr die Teilnahme an einem Jugendintegrationskurs angeboten werden, sollte dies für die Aufnahme einer Ausbildung maßgebend sein. Bei Teilnehmenden, die sog. „Care Leaver“ sind, (und Jugendhilfe z.B. nach §41 SGB VIII im Sinne der Nachbetreuung für junge Volljährige geleistet wird) erfolgt ein Austausch mit dem Träger der ambulanten Hilfen.

5.2  Personalkonzept

Für die Durchführung der geplanten Maßnahme werden drei sozialpädagogische Fachkräfte sowie zwei fachlich Anleitende benötigt. Hier sind sozialpädagogische Fachkräfte in Festanstellung vorgesehen, die über ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie eine mindestens 2-jährige Berufserfahrung mit der Zielgruppe verfügen. Die Anleitenden sind fachlich und pädagogisch qualifiziert: Sie verfügen über einen fachbezogenen Abschluss mit Ausbildereignungsprüfung in der entsprechenden Branche und bringen zudem mehrjährige Berufserfahrung mit der skizzierten Zielgruppe mit. Neben der Vermittlung fachbezogenen Wissens werden die Teilnehmenden engmaschig von den sozialpädagogischen Fachkräften betreut. Das Personal wird entsprechend der Personalschlüssel bereits zu Beginn der Maßnahme im vollen Umfang vorgehalten. Die sozialpädagogischen Fachkräfte sind mit einem Schlüssel von 1:10 vorgesehen; die Anleitenden werden mit einem Personalschlüssel von 1:15 vorgehalten. Eine administrative Kraft übernimmt buchhalterische und dokumentarische Aufgaben sowie alle anfallenden Verwaltungstätigkeiten. Die Fachbereichsleitung plant vor Beginn die Umsetzung der konzeptionellen Inhalte und stimmt diese mit den Fachkräften ab. Ihr obliegt die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Durchführung der Maßnahme in fachlich-inhaltlicher und personeller Hinsicht. Um die Urlaubsvertretung als auch eine Vertretung im Krankheitsfall sicherzustellen, werden Honorardozent*innen vorgehalten. Der Träger verfügt über einen für diese Aufgabe ausgebildeten Pool an Honorardozent*innen, welche die Fachkräfte adäquat vertreten können. Maßnahmerelevante Themen werden in Teamsitzungen (alle vier Wochen) besprochen. Die Protokolle der Teamsitzungen sorgen für Kontinuität und effektiven Austausch im Team. Mithilfe dieser Kommunikationsstruktur wird sowohl auf planbare wie auch auf akute Interventionsbedarfe adäquat reagiert. Die regelmäßigen Teamsitzungen bieten zudem die Möglichkeit, das in der Maßnahme eingesetzte Personal zeitnah und flexibel über aktuelle Veröffentlichungen in den Medien (z.B. zur Ansiedlung neuer Firmen in der Region, die ggf. Ausbildungsplätze für die Jugendlichen bieten können) zu informieren sowie auf entsprechende Links im Internet hinzuweisen. Praktische Erfahrungsberichte aus ähnlichen Maßnahmen und Projekten ergänzen den Informationsaustausch. Auch angrenzende Themenbereiche, wie beispielsweise Gesetzesänderungen, Änderungen von Bewerbungsstandards, DIN-Normen und relevante Fort- und Weiterbildungsthemen für die Mitarbeitenden, fließen mit ein. Diese Informationen sind eine wichtige Voraussetzung für die Qualität der Vermittlungs- und Unterstützungsarbeit. Die enge fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden des Trägers bietet einen weiteren Vorteil: Benötigen einzelne Teilnehmende aus der Maßnahme weitergehende Unterstützungsleistungen, können bedarfsweise Fachkräfte aus unterschiedlichen Fachgebieten des Trägers hinzugezogen werden; die Expertise erstreckt sich von Fragen drohender Wohnungslosigkeit, familiären Konflikten über psychische Erkrankungen bis hin zu Suchterkrankungen und Hafterfahrungen, aber auch Fragen zu Migration, Flucht oder Arbeitsausbeutung. Darüber hinaus können die Fachkräfte zu externen Hilfestellen und Unterstützungsangeboten vermitteln.

Aus dem Personalkonzept ergibt sich für die Teilnehmenden eine optimale Betreuungsstruktur, da sich die sozialpädagogischen Fachkräfte als auch die Anleitenden vollständig auf die Belange der Teilnehmenden konzentrieren können. Durch die engmaschige Begleitung der Teilnehmenden kennen die Fachkräfte die Bedarfe, die Ressourcen und Kompetenzen der einzelnen Personen genau, wissen, in welchen Bereichen Optimierungsbedarf besteht, können einschätzen, welche Teilnehmenden in welchem Umfang weitere Unterstützung benötigen oder eher herausgefordert werden müssen und können auf dieser Basis auf die Erreichung des Maßnahmeziels strategisch hinarbeiten. Um dem Grundsatz der Kontinuität des Personals Rechnung zu tragen, werden langjährige, festangestellte Mitarbeitende eingesetzt, die bereits Erfahrung in der Durchführung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und Projekte haben. Die Teilnehmenden haben feste Ansprechpartner*innen, an die sie sich jederzeit mit ihren Bedarfen wenden können. Sollte es zu Personalwechsel im Maßnahmeverlauf kommen, hält der Träger einen umfangreichen Einarbeitungsplan der neuen Kolleg*innen vor – angesichts des Fachkräftemangels im sozialen Bereich arbeiten Mitarbeitende und langjährige Stammkräfte gemeinsam an der Personalakquise. Mit Empfehlungsprogrammen lässt sich die Personalrekrutierung deutlich vereinfachen und beschleunigen, denn Mitarbeitende sind die besten Botschafter*innen und Talentscouts: Langjährige und motivierte Mitarbeitende kennen die gesuchte Mischung von fachlicher Qualifikation und persönlichen Eigenschaften aus eigener Erfahrung. So besteht Zugang zu Bewerber*innen, die sonst nur schwer oder gar nicht erreichbar wären. Ein gezieltes Employer Branding mit den Themen Personalentwicklung und langfristige berufliche Stabilität unterstützt dabei, die Attraktivität des Trägers hervorzuheben.

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