Petition zur Fortführung der Berufseinstiegsbegleitung

Die „Berufseinstiegsbegleitung“ ist in Gefahr! Für einen Erhalt ab dem Schuljahr 2019/2020 muss schnellstmöglich die Kofinanzierung sichergestellt werden. Die Bundesagenturen für Arbeit haben entsprechende Mittel eingeplant und warten nur noch auf eine Zusage der Kofinanzierung. Im Regelfall wird diese durch die Bundesländer sichergestellt. Für eine ordnungsgemäße Fortführung der Berufseinstiegsbegleitung ist bereits Anfang April 2019 eine Ausschreibung notwendig. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat sich das Land NRW noch nicht zur Fortführung dieser Maßnahme entschlossen, obwohl frühzeitig auf die Problematik hingewiesen wurde. Das überrascht vor dem Hintergrund, dass die Landesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD bereits im April 2018 die Berufseinstiegsbegleitung selbst als wichtige und erfolgreiche Maßnahme bezeichnet hatte.

Die Berufseinstiegsbegleitung ist ein bundesweites Instrument zur Förderung benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Seit 2012 ist dieses Instrument fest als Förderinstrument im Bundessozialgesetzbuch verankert. Jährlich profitieren deutschlandweit rund 32.000 Schülerinnen und Schüler an 3.000 Schulen von diesem Projekt.

50 Prozent der notwendigen Mittel stammen von der Bundesagentur für Arbeit. Die restliche Finanzierung geschah bisher aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Diese Quelle der Kofinanzierung ist allerdings nur bis zum Schuljahresende 2018/2019 sichergestellt. Nun muss überlegt werden, wie die Kofinanzierung zukünftig gestaltet werden kann.

Unverzichtbares Förderinstrument

Die Berufseinstiegsbegleitung ist mittlerweile ein unverzichtbares Förderinstrument: Im bundesweiten Förderspektrum ist sie neben den Berufsorientierungsmaßnahmen das einzige Instrument, das frühzeitig in der Schule ansetzt und Jugendliche bei dem Übergang von der Schule in die Ausbildung über einen längeren Zeitraum unterstützt. Neben der klassischen Berufsberatung erhalten die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Betreuung bei sozialen oder familiären Problemen. „Gerade für benachteiligte Kinder mit familiären Problemen, die zu Hause wenig Aufmerksamkeit erhalten, ist die Berufseinstiegsbegleitung wichtig“, so Jan-Christoph Weber, Pädagogischer Betreuer der GESA. „Wir trainieren mit den Jugendlichen nicht nur Bewerbungsgespräche, sondern vermitteln auch moralische und ethische Werte.“

Die Wirksamkeit der Berufseinstiegsbegleitung wurde bereits in einem umfangreichen Forschungsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales nachgewiesen. Das deckt sich mit den Erfahrungen der GESA, die mit „BerEb“ und „BerEb-BK“ ebenfalls Projekte der Berufseinstiegsbegleitung durchführt. Rasmus Tegethoff, Fachbereichsleiter der Berufsvorbereitung und -Ausbildung, zieht das Fazit: „Zum größten Teil erreichen unsere teilnehmenden Jugendlichen einen Schulabschluss, werden in eine Ausbildung vermittelt oder nutzen die Möglichkeit eines Bundesfreiwilligendienstes. Wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden.“

Nachhaltigkeit

Kaum ein Begriff ist in den vergangenen Jahren so stark in den Fokus politischen Handelns gerückt wie der Begriff der „Nachhaltigkeit“. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Forstwirtschaft und beschrieb das Prinzip, nicht mehr Bäume zu fällen, als auch nachwachsen. Mittlerweile gilt Nachhaltigkeit als allgemeines Sinnbild für eine zukunftsfähige – nachhaltige – Entwicklung des Menschen und seiner Umwelt. Auch im Vokabular der Landesregierung NRW ist der Begriff präsent. Unter anderem wird in der Nachhaltigkeitsstrategie NRW „Bildung“ als ein wichtiger Ansatz für nachhaltige Entwicklung identifiziert und richtigerweise zu einem Leitprinzip des politischen Handelns der Landesregierung erklärt. In dieses Prinzip fügt sich die Berufseinstiegsbegleitung wunderbar ein. Sie setzt mit ihrer Arbeit an, bevor „das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Die öffentlichen Kassen sparen durch die Berufseinstiegsbegleitung ein Vielfaches der Kosten ein, die anfallen würden, wenn ein junger Erwachsener die Schule ohne Abschluss und beruflicher Perspektive verlässt. Die Berufseinstiegsbegleitung ist ein Idealbeispiel für nachhaltiges politisches Handeln – und bleibt das auch hoffentlich weiterhin.

Fachkräftemangel

Zusätzliche Brisanz erhält diese Erkenntnis vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Laut einer Studie der Industrie- und Handelskammern in NRW wird sich die Lage in den nächsten Jahren drastisch verschärfen. Ende des kommenden Jahrzehnts werden in NRW rund 740.000 Fachkräfte fehlen. Bereits heute bewerten 61 Prozent der mittelständischen Unternehmen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko. Eine Ursache ist der demografische Wandel: Immer mehr Menschen verabschieden sich in den Ruhestand, während immer weniger Menschen in den Arbeitsmarkt nachrücken. Nordrhein-Westfalen besitzt daher eigentlich gar keine ausreichenden Ressourcen, um auf die Fachkräfte zu verzichten, die aus berufseinstiegsbegleitende Projekten hervorgehen. Deutschland wird die Jugendlichen, die aufgrund mangelnder Chancen und Betreuung ohne Schulabschluss und Perspektiven in den Arbeitsmarkt entlassen werden, in den kommenden Jahren schmerzlich vermissen.

Deshalb bitten wir Sie um Unterstützung: Mit Ihrer Unterschrift unterstreichen Sie die Notwendigkeit der Berufseinstiegsbegleitung: Hier geht es zur Petition